Studie zeigt Bedeutung und Bedrohung zivilgesellschaftlicher Organisationen in der Corona-Krise

Zivilgesellschaftliche Organisationen mit den Funktionen Themenanwaltschaft, Wächter und Mitgestaltung sind von der Corona-Krise spezifisch getroffen. Diese Organisationen, zu denen die meisten Allianz-Mitglieder gehören, stünden vor einer unsicheren Finanzierungslage. Viele von ihnen haben bisher bewusst auf staatliche Fördermittel verzichtet und werden deshalb bei Hilfsmaßnahmen übersehen. Gleichzeitig haben sie in der Krise ihre hohe Bedeutung erneut bewiesen, etwa indem sie auf übersehene Gruppen hinwiesen oder die Maßnahmen des Staates kritisch begleiteten. Das zeigt eine gestern veröffentlichte Studie der Maecenata-Stiftung, die auch von unserer Allianz mit angestoßen und begleitet wurde.

Die Studie der Maecenata Stiftung befasst sich mit den Herausforderungen, Bedarfen und Potenzialen der Zivilgesellschaft in der Covid-19-Pandemie. Sie liefert Schlussfolgerungen dazu, die auf drei Teilen beruhen:

  • Einem theoretischen Teil (Potenziale) zum zivilgesellschaftlichen Sektor und seinen Subsektoren, der erneut darstellt, dass Zivilgesellschaft nicht nur Dienstleistung und Selbsthilfe anbietet.
  • Einem empirischen Teil, der Herausforderungen und Bedarfe für einzelne Subsektoren anhand exemplarischer Interviews darstellt.
  • Einem weiteren empirischen Teil, der die Hilfsangebote staatlicher Stellen umfassend untersucht und Lücken aufzeigt.

Zu den Ergebnissen gehört, dass der Subsektor mit Funktionen Themenanwaltschaft, Wächter und Mitgestaltung spezifisch getroffen ist. Einerseits hat er in der Krise seine Bedeutung erneut bewiesen, etwa indem er auf übersehene Gruppen hinwies oder die Maßnahmen des Staates kritisch begleitete, kommentierte und auch dagegen klagte, wenn nötig. Zugleich stellen die Autoren Malte Schrader, Johannes Roth und Rupert Graf Strachwitz fest, dass gerade diese zivilgesellschaftlichen Funktionen in den vergangenen Monaten stark eingeschränkt waren. Viele dieser Organisationen haben sich in ihrer Arbeit bewusst eingeschränkt, da sie z.B. auf Demonstrationen verzichtet haben, während sich andere neue Gruppen sehr lautstark zu getroffenen Corona-Maßnahmen geäußert und den erstrittenen Freiraum genutzt haben, was wiederum gesamtgesellschaftlich zu einer verzerrten Wahrnehmung des gesellschaftlichen Diskurs geführt hat.

Diese Organisationen, zu denen die meisten Allianz-Mitglieder gehören, stünden vor einer unsicheren Finanzierungslage. Viele von ihnen haben bisher bewusst auf staatliche Fördermittel verzichtet und werden deshalb bei Hilfsmaßnahmen übersehen. Spendeneinnahmen sind bei einigen zu Beginn der Pandemie gestiegen, andererseits aber auch Corona-bedingt die Kosten. Es fehlt die Möglichkeit, Risikorücklagen zu bilden, und es ist in den nächsten Monaten mit einem Spendeneinbruch zu rechnen. Die von Bund und Ländern zur Verfügung gestellten Hilfsleistungen können von vielen Organisationen aus verschiedenen Gründen nicht abgerufen werden.